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Afrikanische Geschichten




Weihnachtsgans in Bunia / Ostkongo

Zu Weihnachten soll man seinen Gefühlen und Erinnerungen an Kindertage auch im Kongo freien Lauf lassen. So kam unter uns Kollegen die Idee auf, eine Weihnachtsgans zu beschaffen und uns am ersten Feiertag schmecken zu lassen.

Das Rezept steht bei Marion im Kochbuch, aber hier im Kongo ging alles anders. Hier mein Bericht von damals:

Vorspeise

Heute ist immerhin unsere Weihnachtsgans gerupft und ausgenommen von Kampala / Uganda aus eingeflogen. Sie kostete 60 US$ und kam in einer eimerförmigen Kühlbox, die wir extra für diesen Transport hatten kaufen lassen. Unser ugandischer Einkäufer hatte den Behälter aber etwas spärlich gewählt und die Gans nur hineinzwängen können, indem er den Bürzel und auch die Flügel und Keulen großzügig abgeschnitten und dann aber immerhin wieder in den Bauch zu Leber und Magen gelegt hatte. Ich muss das noch genau untersuchen, vielleicht nähe ich die Stücke einfach wieder an. Auch eine kleine Nachrasur wird stattfinden müssen. Immerhin haben wir wieder Propangas für den Backofen, so kann es also am Weihnachtstag losgehen und es liegt viel Verantwortung auf mir, auch sind die Kollegen schon sehr gespannt. Zur Einstimmung hängt schon das Foto von Marions Weihnachtsgans im Wohnzimmer, daran werde ich wohl gemessen. Eventuell kriegen wir in letzter Minute noch Rotkohl, ansonsten gibt es dazu Kartoffeln als Gepellte oder Stock und den örtlichen Spinat. Sollten die bestellten Äpfel aus dem Norden noch kommen, will ich die als Füllsel nehmen. Zum Trinken gibt es einen Burgunder Pinot Noir und als Digestif einen Marc de Gewürztraminer aus Eguisheim. So haben wir es vor und freuen uns schon alle, denn Geschenke gibt es nicht groß, da man hierher nur mit sehr teurem Kurier etwas schicken kann. Einen Plastik-Weihnachtsbaum hätten wir kaufen können, haben aber darauf verzichtet.

Hauptgang

Die Gans am 25.12. gegen Abend war dann leider nicht so toll wie erhofft – Gänsebraten ist ja eigentlich sehr fett, aber dieser Vogel war schon etwas mager und dadurch und durch das wilde Zerlegen, wovon ich schon erzählt hatte, auch leider etwas trocken. Der Gansgeschmack war schon deutlich vorhanden, aber es trat fast kein Fett aus und ich musste die Sauce praktisch ohne Fonds zubereiten. Der Gasherd ließ sich auch nicht genügend klein einstellen, ich hatte mal gelernt, dass Gans in der ersten Bratstunde nicht braun werden soll und das ist nicht gelungen.
Die von meinem Kollegen Jörg nach einem dreiseitigem Internet-Rezept (fränkisch, diesmal nicht bei Marion) selbst gemachten Kartoffelklöße sahen im rohen Zustand schrecklich dunkelgrau aus, weil alles viel zu lange dauerte. Gekocht waren sie dann nicht ganz durch und sahen aus wie Igel, wären aber bei weiterem Garen wohl gnadenlos zerfallen. Am besten war der Rotkohl, der noch in letzter Minute aus Kampala auftauchte, obwohl die Äpfel nicht mehr gekommen waren. Beim Wein begannen wir mit einer angebrochenen, aber fast vollen Flasche, doch leider enttäuschte der Geschmack, da unser guter Hausgeist Kiza offenbar selbst davon getrunken und Wasser nachgefüllt hatte. Ich habe ihm dann mit Kommentar die Flasche zu Weihnachten geschenkt, aber ich glaube, er hat mich nicht so ganz verstanden. Später stellten wir noch fest, dass er meinen Pastis ebenso behandelt hatte, aber nicht bedacht hatte, dass dieser ja beim Nachfüllen mit Wasser trübe wird. Nun, mit diesen kleinen Unhelligkeiten müssen wir hier leben, der Mann ist schon alt und verzehrt sein Gnadenbrot. Die Kollegen schätzen ihn, weil er in den noch viel schwierigeren Zeiten um 2003 herum im Gegensatz zu anderen, die geflüchtet waren, immer treu erschienen ist. Bestens war der Digestif, ein Marc de Gewürztraminer aus Eguisheim im Elsass, der uns mit 48 % auf das Fahrrad half.

Nachtisch

Bleibe im Lande und nähre Dich redlich. In unserem Hof laufen Perlhühner herum, sie haben gerade Nachwuchs bekommen. Deshalb haben wir einen Hahn in die Reine gelockt. Der ist vorzüglich geraten. Manchmal sollte es schon Gans sein, aber es gelingt eben nicht immer. Das Landestypische hilft darüber hinweg


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